Neutralität und Landesverteidigung

 

Die Vergangenheit ist zuweilen mit mythischem Frachtgut belastet. Die Gegenwart leuchtet hell im Lichte der Vernunft und empirischen Offenheit. Wäre es nur so.

Schließlich gilt dem westlichen politischen Handeln des 20. und 21. Jahrhunderts die Aufklärung als Richtschnur und mit der Aufklärung untrennbar verbunden ist der politische Radikalismus personifiziert durch Robespierre und die rücksichtslose politische Repression repräsentiert durch Saint Juste.

 

Die allgemeine Wehrpflicht ist Frucht der politischen Aufklärung.

Und wenn ein Milizheer ein demokratisches System zu schützen und stützen hat, so hört sich das Gerede vom überkommenen Ballast der Vergangenheit auf; dann soll diese Heilige Kuh eben unter göttlichem Schutz stehen wie es den Hindus teuer ist.

Auch wenn unsere Neutralität erst eine kurze Spanne währt und nicht das Resultat eines langen und zielgerichteten Bestrebens ist, hat sie sich doch als richtig, wohlstands-, friedens- und demokratiestiftend erwiesen.

So gut wie alle europäischen Länder, die sich aus unterschiedlichen Gründen neutral bezeichnen, sind hoch entwickelte Länder mit einer wohlhabenden Gesellschaft und einem ausgeprägten demokratischen Selbstverständnis.

 

Wie auf dem Balkan in den 90er Jahren ersichtlich, ist die Friedensordnung in Europa durchaus brüchig.

Wie man im Krieg um die Islas Malvinas oder Falklandinseln gesehen hat, ist selbst eine Gesellschaft wie die britische, die gemeinhin als älteste europäische Demokratie gilt, in kürzester Zeit imstande, eine hundertprozentige Militarisierung der Gesellschaft zu organisieren. Dieses englische Berufsheer reduzierte sich auf technisches Vermögen, materielle Überlegenheit und Effizienz der Systeme. Was letztlich auch die Sheffield nicht vor dem Untergang retten konnte.

 

Da ist ein Milizherr auf der Basis der allgemeinen Wehrpflicht allemal besser geeignet, ein politisches System zu sichern, das mittlerweile allgemein und – besonders erfreulich – vor allem bei den jungen Menschen anerkannt und als hoher gesellschaftlicher Wert gesehen wird.

 

Mögen die um Profil bemühten Journale noch so sehr nach der NATO rufen, die Neutralität und die Wehrpflicht sind zu wichtig für ein Sommerthema, zumal man zur Kenntnis nehmen muss, das die Klimaanlagen zuweilen schlecht funktionieren.

 

Wien, 13. Juli 2010, P.L.