INF
Wer hat den INF-Vertrag gebrochen, wer hat ihn beendet, wem nützt der Vertrag?
Sehr hart war der Kampf um die weitere Geltung des
INF-Vertrages nicht. Wer sind denn die Hauptbetroffenen, die bisher vom Vertrag
profitiert hatten? Die Europäer waren die bisherigen Nutzniesser
und die Hauptbetroffenen in der Nach-INF-Ära. Auch Teile Russlands sind
betroffen. Kaum oder gar nicht betroffen waren die USA. Gewiss, hier geht es um
landgestützte Raketensysteme mit einer Reichweite von 550-5000km; daneben gab
und gibt es seegestützte, luftgestützte und von U-Booten abfeuerbare
Raketensysteme mit Reichweiten innerhalb und ausserhalb
der INF-Reichweiten. Der Vertrag wurde 1987 abgeschlossen und stammt somit aus
einer Zeit, in der es kaum andere ernsthafte Atommächte gab; Großbritannien,
Frankreich und China. Heute sieht die Lage etwas anders aus. China, Indien und
Pakistan müssten in ein neues Rüstungskontrollvertragswerk eingebunden werden.
Bei allen Überlegungen ist klar, dass Europa und zwar
Mitteleuropa der zentrale Raum einer möglichen Auseinandersetzung mit
entsprechenden Waffensystemen ist. Das Europa der EU ist unfähig, eine eigene Aussen- und Sicherheitspolitik zu entwickeln, wie es
eigentlich im Vertrag von Lissabon vorgesehen ist; stattdessen unterwirft man
sich der NATO und damit den sicherheitspolitischen Interessen der USA. Der
Kampflatz der Generalstäbe ist auf Mitteleuropa gerichtet, kurioserweise wehren
sich die betroffenen europäischen Staaten nicht gegen diese Planspiele. Auch
Russland gehört zu Europa und zwar bis weit hinter Moskau und Leningrad nach
Osten. Die Europäer sollten ein gemeinsames Interesse an Sicherheit und
Abrüstung haben. Künftige Generationen werden vielleicht schaffen, was ihren
Vätern und Großvätern nicht gelungen ist: Ein kernwaffenfreies Europa.
Wien, September 2019, Dr. Peter Lüftenegger