USA-Europa-China
Tendenzen
der Weltwirtschaft
Wie wird sich das Verhältnis dieser drei ungleichen und
dennoch die weltwirtschaftlichen Beziehungen dominierenden Länder und Regionen
entwickeln?
Europa ist eine unharmonische Ansammlung vieler
unterschiedlicher Staaten. Es verbindet der gemeinsame Wunsch nach
einheitlichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Regeln und Kriterien.
Von der Bevölkerung her nimmt Europa, genauer gesagt die EU, die um rund 300
Millionen Menschen weniger zählt als der gesamte europäische Kontinent, in
dieser Troika den mittleren Platz ein, während China auf diesem Feld eindeutig
dominiert und die USA ebenso eindeutig Platz drei einnehmen. Zusammengenommen
würde die EU die größte Wirtschaftsmacht darstellen, allerdings kann man kaum
alle EU-Mitgliedsvolkswirtschaften addieren, sondern durch verschiedene
Abhängigkeiten und Bündnisse stehen der ökonomischen Seite wichtigere andere
Kriterien entgegen. Die EU stellt sich bei chinesischen Investitionen in Afrika
oder etwa im Zusammenhang mit der neuen chinesischen Offensive der Seidenstrasse die merkwürdige Frage, dass diese
chinesischen Initiativen etwa europäischen Interessen, was immer das ein
sollte, zuwiderlaufen könnte. Abhängigkeiten von den USA werden nicht
thematisiert, wie sich deutlich bei den US-Interventionen gegen den Bau von „nord stream 2“ oder beim Ausstieg der USA aus dem
Atom-Vertrag mit dem Iran zeigt. Wie die aufkommende Debatte um eine neue
EU-Sicherheitskonzeption zeigt, wird es niemals eine einheitliche,
schlagkräftige und ernstzunehmende EU-Truppe geben, die unter einem
einheitlichen Kommando steht. Die militärische Sicherheit der EU wird einzig
durch die US-dominierte NATO garantiert und damit hat sich die EU in der Troika
USA-China-EU den USA ausgeliefert und kann in dieser weltweiten
wirtschaftlichen Auseinandersetzung keinen Anspruch auf eine eigenständige
Position erheben. Im Übrigen werden die hohen sozialen Kriterien innerhalb der
EU die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas stark einschränken, zumal neben den
USA und China weitere bedeutende Wettbewerber wie Russland, Indien oder Brasilien hinzukommen, die nicht auf ein
Bündnis oder weitergehende Zusammenarbeit mit der EU angewiesen sind. Europa
hat also in diesem Dreieck die mit Abstand schlechtesten Perspektiven und es
sind keinerlei Tendenzen abzusehen, dass die EU sich aus der Abhängigkeit von
den USA lösen wollte.
Politisch und militärisch nehmen die USA deutlich den ersten
Rang ein. Durch verschiedene vor allem militärisch-politische Bündnisse
versuchen die USA ihre führende Position in der Welt zu festigen. Allerdings
gehen die Bündnisse wie NATO oder ASEAN auf vergangene Zeiten zurück und
spiegeln kaum die realen politischen, militärischen und wirtschaftlichen
Machtverhältnisse von heute wider. Die USA müssen damit rechnen, dass ihre
führende Rolle in den nächsten zwei Jahrzehnten nicht nur in Frage gestellt,
sondern auch Geschichte sein wird. Allerdings werden die USA in allen
Bereichen, Wirtschaft, Politik, Militär, wechselnde Partnerschaften pflegen und
dabei dem Motto „America first“
folgen.
China ist schon die bedeutendste Volkswirtschaft der Welt
und auf dem Wege, im technologischen und somit militärischen Bereich den ersten
Rang einzunehmen. Die EU stellt sich bei chinesischen Investitionen in Afrika
oder etwa im Zusammenhang mit der neuen chinesischen Offensive der Seidenstrasse die merkwürdige Frage, dass diese
chinesischen Initiativen etwa europäischen Interessen, was immer das ein
sollte, zuwiderlaufen könnte. Die einzigen europäischen Initiativen im
Zusammenhang mit Afrika sind Abkommen
zur Rücknahme von meist illegalen Migranten aus der EU, Anlandezentren in nordafrikanischen Ländern, eilfertige
Angebote bezüglich Rückgabe von kolonialer Beutekunst (an wen eigentlich?),
zaghafte politische und militärische Interventionsversuche zur Abwehr
islamistischer Gruppierungen und ein ständiges Klagen über chinesische
Investitionen und damit einer drohenden chinesischen Abhängigkeit Afrikas. Es
wird auf die Dauer zuwenig für die EU sein, ständig
den moralischen Lehrmeister der Welt spielen zu wollen. Damit ist der Ausblick
für die künftigen Tendenzen der globalen Wirtschaft klar: China macht einen
großen Sprung nach vorne, die USA wird nach wie vor ein big
player bleiben und Europa wird vor allem mit sich
selbst beschäftigt sein und darüber seine Rolle in der Welt verspielen.
Dr. Peter Lüftenegger/Dr. Peter Serapion
Wien, Februar 2019