Chancen
für Transnistrien?
In die festgefahrene Situation zwischen Moldawien und der
„abtrünnigen“ Region Transnistrien könnte 2017
Bewegung kommen. Zunächst ein kurzer Überblick über die jüngsten Ereignisse:
Eine ›informelle‹ Verhandlungsrunde zur Beilegung des Transnistrien-Konflikts im Format »5+2« (Moldawien und Transnistrien sowie Russland, die Ukraine, die OSZE, die EU
und die USA) fand im Mai 2010 in Astana statt, in der Hauptstadt von
Kasachstan. Ohne nennenswerten Fortschritt. Im November 2011 unterzeichneten
der damalige transnistrische Republikchef Igor
Smirnow und Moldawiens Regierungschef Vlad eine gemeinsame Erklärung zur
Wiederaufnahme von Verhandlungen über die Beilegung des Transnistrien-Konflikts.
Wiederum auf der Basis der Gesprächs-Formel »5+2«, also die Konfliktseiten
Moldawien und Transnistrien, plus die Vermittler
Russische Föderation, Ukraine und die Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE), sowie die ›Beobachter‹ EU und USA. Als
Verhandlungsort wurde Vilnius in Litauen bestimmt. Im Juli 2013 hat der
russische Außenminister Sergej Lawrow das Garantie- und Vermittler-»Format
5+2«, also gemeinsam mit der Ukraine, bekräftigt. »Wir gehen davon aus, dass Chisinau und Tiraspol einseitige
Handlungen vermeiden müssen, welche eine Kettenreaktion auslösen und Emotionen
anheizen und damit den Übergang zu einer politischen Regelung erschweren
würden« (RIA Novosti v. 24.7.13). Für Transnistrien zeichnen sich wohl nur zwei
Lösungsmöglichkeiten ab: Entweder die internationale Anerkennung Transnistriens als unabhängiger Staat; das will Tiraspol durchsetzen. Chisinau
bzw. Moldawien hingegen versucht, die transnistrische
Seite zu einem formalen oder zumindest titularischen
Autonomierecht bzw. Autonomiestatus im Rahmen eines einheitlichen Staates zu
bewegen.
Interethnisch missachtete Autonomierechte, unterdrückte
Volksgruppenidentitäten und sprachlich beschnittene Volksgruppenrechte führte
im Rahmen der Auflösung der Sowjetunion in dieser Region Anfang der 90er Jahre
zur Sezession Transnistriens, eine Volksabstimmung im
Jahr 2006 ergab eine 97%ige Zustimmung zu einem Anschluß
an die Russische Föderation.
Jetzt könnte Bewegung in diese Sache kommen: Schon im Juni
2016 kam dieser Themenkomplex im Rahmen einer OSZE-Sitzung in Berlin zur
Sprache; der damalige deutsche Aussenminister Frank
Walter Steinmeier zeigte sich vorsichtig optimistisch. Im kommenden Jahr könnte
es unter österreichischem OSZE-Vorsitz zu weiteren Initiativen kommen.
Peter Lüftenegger,
Wien, Jänner 2017