Protektionismus
am Beispiel Europa-USA
Was ist Europa? Ein geschichtlich gewachsener geografischer
Raum vom Atlantik bis zum Ural, vom Nordkap bis Malta. Wer versteht sich als
Repräsentant Europas? Die EU. Wer ist der mit Abstand größte europäische Staat?
Russland. Wer spricht ständig von Europa und meint nur sich? Die Repräsentanten
der EU. Wer verlangt immer mehr Kompetenzen und Zentralisierung? Die EU. Wer
versagt ständig in allen Schlüsselbereichen (die vier großen Freiheiten)? Die
EU. Wer spricht ständig vom großen Reformbedarf, ohne Reformen anzugehen? Die
EU.
Es gibt drei wichtige Bereiche, die für die tatsächlichen
globalen Machtverhältnisse prägend sind: Die Ökonomie, die Politik und die
militärische Kapazität. Wenn man von den USA, China und Russland als den
derzeit wichtigsten Akteuren ausgeht, so ist sichtbar, dass neben einer starken
politischen Führung eine enge Verzahnung mit der Wirtschaft erkennbar ist und
der militärische Bereich stark ausgeprägt ist. Vergleicht man die EU so wird
schnell ein elementarer Unterschied sichtbar: Es gibt politisch heterogene
Entscheidungsgremien, eine deutliche Tendenz zu bürokratischer Zentralisierung
ohne demokratische Legitimation, keine einheitliche und demokratisch
legitimierte Wirtschafts- und Finanzpolitik und vor allem keinerlei
militärische Kapazität, die politischen und wirtschaftlichen Prinzipien der EU
durchzusetzen. Die EU kann in der derzeitigen und auch künftigen Struktur kein
ernsthafter Partner in der Weltpolitik sein. Nachdem der militärische Sektor in
der EU als eigenständiger Faktor nicht existiert und durch die mehrheitliche
Mitgliedschaft in der NATO ausgelagert ist und die USA der dominierende und
bestimmende Partner in der NATO ist, ist es illusorisch, dass die EU auch eine
eigenständige Rolle im Bereich der Ökonomie spielen kann. Sie ist somit
möglichen protektionistischen Maßnahmen vor allem der USA aber auch Chinas und
Russlands ausgesetzt und ausgeliefert. Fast alle EU-Mitgliedsstaaten haben eine
positive Handelsbilanz gegenüber den USA, gleichzeitig gib es ein deutliches
Ungleichgewicht bei den Einfuhrzöllen zulasten der USA; parallel dazu herrscht
in allen NATO-Mitgliedsstaaten die Doktrin, dass ihre Sicherheit nur durch die
USA und ihr militärisches Potential geschützt wird.
Die EU steht vor immensen Problemen bei der Lösung ihrer
arbeits- und sozialpolitischen Probleme; dazu kommt eine unerwünschte
Arbeitsmigration innerhalb der EU mit unabsehbaren negativen Folgen, dazu
völlig ungeklärte Folgen einer unkontrollierten Migration und Integration; Hand
in Hand damit gehen Legitimitätsprobleme gegenüber den nationalen vor allem
aber den EU-Institutionen. Vor diesem Hintergrund will die EU ein wichtiger und
ernstzunehmender globaler Akteur in allen oben genannten Bereichen sein und
kann doch nur in politischen Teilbereichen auf eine eigenständige, historisch
gewachsene Tradition verweisen, die ohnehin nicht auf andere Weltgegenden
übertragbar ist.
Die EU wird sich solange nicht aus dem protektionistischen Geflecht lösen können, solange sie über keine seriöse militärische Kapazität, über keine glaubwürdige Wirtschaftspolitik und keine eigenständige sicherheitspolitische Rolle verfügt.
Peter Lüftenegger, März 2019